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Enercity trommelt für zusätzliche KFW-Mittel

Hannover (energate) - Die Enercity-Führung sucht in diesen Tagen den Schulterschluss mit der Landes- und Bundespolitik. Die Hoffnung: Die Förderbanken der öffentlichen Hand - die niedersächsische N-Bank sowie die staatliche KFW - geben sehr langfristige Kredite, um anstehende milliardenschwere Transformationsinvestitionen vorzufinanzieren. Das machte Enercity-Finanzvorstand Marc Hansmann bei der Vorstellung der jüngsten Quartalsbilanz deutlich. Auf beiden Ebenen sei man unlängst per Brief mit einem entsprechenden Appell vorstellig geworden, so der Finanzvorstand.

 

Das Ansinnen: mehr Eigenkapitalausstattung für beide Förderbanken, die für zinsgünstige Kredite mit 30 bis 50 Jahren Laufzeit verwendet werden kann. Der Charme dieser Idee liege darin, dass ein solches Vorgehen mit der viel diskutierten Schuldenbremse vereinbar sei. "Und wir zahlen ja auch alles zurück." Zudem würde Enercity diese Entlastung direkt an die Kunden weiterreichen und so die Endkundenpreise für die Wärmeversorgung stabil halten können, warb er. Den eigenen Bedarf an solchen Förderkrediten taxiert Enercity laut dem hauseigenen Finanzierungskonzept bis 2030 auf 400 Mio. Euro.

 

Die N-Bank sei zwar "ein tolles Institut" und auch an einer Zusammenarbeit interessiert, für den Bedarf von Enercity jedoch "schlicht unterfinanziert und die Landesregierung weiß das", so Hansmann weiter. Andere Kapitalmaßnahmen für Enercity wie etwa ein Börsengang oder auch der Komplettverkauf einzelner Beteiligungen kämen nicht infrage, betonte Hansmann gegenüber energate. Wichtigste Säule der Finanzierung sei das Eigenkapital. Dies beziffert das Unternehmen aktuell auf gut eine Mrd. Euro. Um dies zu erreichen, hatte Enercity die Ausschüttungen an die Eigner mit deren Rückendeckung in der jüngeren Vergangenheit deutlich reduziert.

 

Blick auf internationale Großbanken

 

Von den 7,6 Mrd. Euro, die Enercity bis zum Ende des Jahrzehnts in den Kohleausstieg, die Wärmewende und den Stromnetzausbau investieren will, sollen immerhin 2,7 Mrd. Euro als Fremdkapital von Banken kommen, führte er aus. Für den Großteil davon wendet sich der kommunale Konzern an heimische und internationale Großbanken, bislang vor allem aus Frankreich. Darüber hinaus hofft Enercity, bald auch im britischen und japanischen Finanzsektor Anklang zu finden. Dass der hiesige Finanzsektor für den Kapitalbedarf der Energiewende "im Grunde zu klein" ist, wie Hansmann betonte, das hatte er zuvor schon gegenüber energate bekundet.

 

Hannovers Kohleausstieg als Netzausbautreiber

 

Anders als bei vielen anderen Verteilnetzbetreibern ist der steigende Strombedarf aus Gewerbe und Industrie für Enercity nicht der größte Treiber der Transformationskosten. Dies liege vor allem daran, dass die großen Gewerbesteuerzahler im Einzugsgebiet der Enercity entweder Versicherungen oder zum großen Teil Zulieferer der Autoindustrie seien, so Hansmann. "Wir haben keine Rechenzentren, wie es sie im Raum Frankfurt gibt und wir haben auch keine Stahlindustrie." Der Ausbaubedarf rührt stattdessen von der Wärmewende und dort insbesondere vom hauseigenen Kohleausstieg der Enercity her, stellte er klar. Letzteren bewältigt der Versorger mittels Großwärmepumpen. Ein weiterer Faktor sei der erwartbar steigende Bedarf an Schnellladern für die E-Mobilität, so Hansmann.

 

Finanzinvestoren für Windparks gesucht

 

Für zusätzliches Kapital zum weiteren Erneuerbarenausbau sollen indes Finanzinvestoren sorgen, die "gegen eine angemessene Vergütung" darauf verzichten, "uns hereinzureden". Ziel sei, dass Enercity den vollen Zugriff auf die Stromerzeugung behalte. Dieser Maßgabe folgend will Enercity noch im laufenden Jahr erstmals 49 Prozent an einer Windpark-Tranche zum Verkauf stellen, kündigte der Enercity-CFO an. Insgesamt 3 Mrd. Euro sollen bis 2030 in die Erweiterung des Wind- und PV-Portfolios der Niedersachsen fließen. Den Windparkbestand will der Versorger noch im laufenden Jahr um 100 MW erweitern, sei es durch Zukauf, Neubau oder Repowering.

 

Batteriespeicher anstatt Elektrolyseure

 

50 Mio. Euro pro Jahr vom Erneuerbaren-Budget kalkuliert Enercity für Großspeicher ein. Um dem vermehrt auftretenden Phänomen der Negativpreise zu begegnen, werde Enercity sowohl den Bestand als auch Neubauten sukzessive "standardmäßig" mit Großbatterien ausstatten, kündigte Hansmann an. Die Option, dazu auch auf Elektrolyseure und somit auf Wasserstoffproduktion zu setzen, hat Enercity vorerst verworfen. "Wir sehen darin noch keinen Business Case." Das sei "frühestens Ende der 2030er Jahre der Fall".

 

Mehr Gewinn im ersten Quartal

 

Der Start ins laufende Geschäftsjahr ist Enercity gelungen. Der Quartalsgewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) legte 49 Prozent zu und erreichte knapp 139 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern wuchs um 48 Prozent auf 119 Mio. Euro. Hansmann allerdings mahnte, dieser deutliche Ergebnissprung sei nicht überzubewerten. "Wir sind 2023 vergleichsweise schwach ins Jahr gestartet." Erst im weiteren Verlauf des vergangenen Jahres sei das Rekordergebnis zustande gekommen. "2023 war ein Ausnahmejahr, das sich so nicht wiederholen wird", betonte er. /pa

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