Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

Ende des Ukraine-Transits birgt Risiken für europäische Gasversorgung

Amsterdam (energate) - Ende 2024 läuft der Transitvertrag zwischen Gazprom Export und Naftogaz Ukraine aus. 2023 wurden über den ukrainisch-slowakischen Grenzübergangspunkt Velke Kapuzany 135 TWh transportiert. Vor allem Tschechien, die Slowakei und Österreich beziehen über die Route noch Erdgas. Auf der europäischen Gaskonferenz Flame in Amsterdam war die Frage, wie es mit dem Gastransit durch die Ukraine ab Januar 2025 weitergehen wird, eines der zentralen Themen. Im Grunde lassen sich gemäß den üblichen europäischen Regeln Transportkapazitäten in und aus dem ukrainischen Gassystem über die ungarische Kapazitätsplattform RBP buchen. Allerdings ist dafür eine technische Vereinbarung mit dem ukrainischen Fernleitungsnetzbetreiber GTSOU notwendig.

 

GTSOU: Es wird keine Vereinbarung geben

 

Andrii Prokofiev, Head of the Division of Co-operation with Clients bei GTSOU, sagte in einer Diskussionsrunde, der Netzbetreiber werde eine solche Vereinbarung nicht abschließen. Aber er wollte nicht ausschließen, dass ein anderer europäischer Fernleitungsnetzbetreiber einspringen könnte. Matthew Drinkwater, Principal Gas & Power beim Preisinformationsdienstleister Argus, zeigte sich in seinem Vortrag deshalb skeptisch, ob 2025 noch ein Ukraine-Transit erfolgen wird. Vor einigen Wochen hatte sich Drinkwater noch überzeugt gezeigt, dass 2025 Transitkapazität auf kurzfristiger Basis über die RBP gebucht werden könnte. Andere Redner und Diskussionsteilnehmer waren weniger pessimistisch: "Spätestens am 31. Dezember wird man eine pragmatische Lösung finden", zeigte sich Tibor Papp, Head of Trading von der ungarischen MVM CEEnergy, überzeugt.

 

Österreich ärgert sich weiter über deutsche Gasumlage

 

Österreich gehört zu den Ländern, für die der Wegfall der russischen Mengen eine besondere Herausforderung darstellt. In den Wintermonaten lag der Anteil russischen Erdgases in Österreich zeitweise bei mehr als 90 Prozent. Alternative Mengen könnten unter anderem aus Deutschland nach Österreich kommen. Als Hindernis hat Österreich dabei aber die deutsche Speicherumlage identifiziert, die auch an den Exit-Punkten aus dem deutschen System fällig wird. Österreichische Marktteilnehmer kritisieren dies schon lange.

 

Auf der Flame wurde Gottfried Steiner, Vorstandsvorsitzender Central European Gas Hub, sehr deutlich: "Stoppt die deutsche Gasumlage, sie verzerrt Preise zwischen den Märkten und macht es viel schwieriger, die Krise zu überwinden." Auch der Händlerverband Efet hatte zuletzt deutliche Kritik an der Gasspeicherumlage geäußert. Sie bringe am Ende sogar Vorteile für russisches Erdgas. Joachim Rahls, Vorsitzender der German Task Force Gas, bezeichnete die Umlage vor diesem Hintergrund als "Schuss ins eigene Knie".

 

"We are not out of the woods yet"

 

"Wir sind noch nicht über den Berg", der Ausdruck, den auch Steiner benutzte, war eine Einschätzung, die viele in den Diskussionen auf der Flame äußerten. Denn den Wegfall russischer Mengen hatte LNG, aber vor allem auch niedrigere Nachfrage kompensiert: "Dank der beiden letzten milden Winter wurde der europäische Markt nicht wirklich getestet", sagte Moderator David Callanan, Herausgeber von Global LNG Hub. Teilnehmer einer Diskussionsrunde stimmten ihm zu: "Im nächsten Winter kann es knapp werden, wenn die Nachfrage größer ist", sagte Cara MacDonald, Head of LNG & Clean Fuels Supply and Origination bei RWE Supply & Trading. Jedes Ereignis könne eine solche Knappheit verstärken, fügte sie hinzu. Das Ende des Ukraine-Transits wäre ein solches Ereignis.

 

Erst ab der zweiten Hälfte 2025, vor allem durch neue Projekte in den USA und Katar, wird das globale LNG-Angebot deutlich zunehmen. Dann könnte auch ab 2026 oder 2027 sogar eine Phase der Überversorgung eintreten. Das hatte zuletzt auch Shell in seinem "LNG-Outlook" für Europa geschrieben. /hl

Zurück

Privatsphäre-Einstellungen