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EnBW setzt beim Erneuerbarenausbau auf den Markt

Karlsruhe/Hamburg/Emden - Der Energiekonzern EnBW hat mit dem Bau seines Offshore-Windparks "He Dreiht" begonnen. Bei der Vermarktung der Kapazitäten setzt das Unternehmen voll auf den Markt: Der Bau des Projekts geschieht ohne staatliche Zuschüsse. "Der Markt gibt einem laufend Signale und wir sind viel mehr am Puls potenzieller Käufer", erläuterte Peter Heydecker, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur der EnBW, die Vermarktungsstrategie auf einer Pressekonferenz zum Baustart von "He Dreiht".

 

So konnte der Konzern bereits vor dem Baustart rund die Hälfte der insgesamt 960 MW Leistung des Windparks mittels langfristiger Stromabnahmeverträge (PPAs) vergeben. Zu den Kunden gehören Fraport, Evonik, Salzgitter, Bosch, die SHS - Stahl-Holding-Saar, die Telekom und die Deutsche Bahn.

 

EnBW nutzt "Scale-of-Economy"

 

EnBW-CEO Georg Stamatelopoulos stellte klar, dass sich das Unternehmen bei allen Erneuerbarenprojekten für eine marktliche Energiewende einsetze. Gleichfalls schränkte er ein, dass sich eine marktliche Vermarktung nicht für alle Projekte lohne: "Sowohl für dieses Projekt im Offshore-Bereich als auch für unsere Solarprojekte im Osten der Republik nutzen wir die Scale-of-Economy", führte Stamatelopoulos aus. Durch die Größe der Projekte ließen sich bessere Preise auf Lieferantenseite realisieren. Kleinere Projekte könnten von diesen Vorteilen nicht profitieren. Er unterstütze daher uneingeschränkt staatliche Förderungen für kleinere Projekte, die für den breiten Erneuerbarenausbau in Deutschland unerlässlich seien.

 

Offshore-Windkraft: "Arbeitspferd der Energiewende"

 

Langfristig werde sich die Offshore-Windkraft zum "Arbeitspferd der Energiewende" entwickeln, erklärte Stamatelopoulos. Dies sei einerseits auf "fast grundlastähnliche Betriebsstunden" zurückzuführen, die vergleichbar mit Kohle- und Gaskraftwerken seien. Auf der anderen Seite sei der Bedarf nach grünem Strom beim Thema Wasserstoff aus diesem Grund auch nur durch Offshore-Kapazitäten zu befriedigen, ergänzte Heydecker.

 

Für langfristige Stromabnahmeverträge lasse sich ein grundsätzlich gesteigertes Interesse in den letzten Jahren feststellen, sagte Heydecker. Einerseits beobachte die EnBW erhöhte Dekarbonisierungsbestrebungen seitens der Industrie. Andererseits ließen sich mit PPAs finanzielle Risiken absichern, die im volatilen Kurzfristmarkt vorherrschten.

 

EnBW lehnt Strompreiszonen ab

 

Mit den steigenden Offshore-Kapazitäten rückt auch die Debatte um ein Strompreiszonensplitting weiter in den Fokus. Der Norden Deutschlands produziert mehr Strom als er verbrauchen kann. Die fehlenden Leitungen lassen jedoch einen unproblematischen Transport in den Süden nicht zu. Dadurch steigen die Redispatchkosten. Eine Aufteilung der einheitlichen Strompreiszone könnte das Problem lindern. Geht es nach Stamatelopoulos, wäre ein Preiszonensplitting jedoch "ein großer Schlag für die Marktfähigkeit der Erneuerbaren" und ein "riesiges Problem". Er sprach sich daher eindeutig gegen ein Preiszonensplitting aus. Eine Haltung, die zuletzt auch Energieverbände und Gewerkschaften vertraten.

 

Zuspruch erhielt stattdessen die heiß diskutierte Abkehr vom Erdkabelvorrang beim Netzausbau. Sollte der Erdkabelvorrang kippen, könnten bis zu 20 Mrd. Euro eingespart werden, rechnete Stamatelopoulos vor. Dies seien 1,5 Mrd. Euro pro Jahr, die "die Gesellschaft als Stromverbraucher nicht übrig" habe.

 

"He Dreiht" Deutschlands größter Offshore-Windpark

 

EnBW sicherte sich den Zuschlag für den 960-MW-Offshore-Windpark in der ersten Offshore-Ausschreibung Deutschlands im Jahr 2017. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den derzeit größten deutschen Offshore-Windpark. Die Investitionssumme liegt bei 2,4 Mrd. Euro. He Dreiht wird etwa 85 Kilometer nordwestlich von Borkum und rund 110 Kilometer westlich von Helgoland errichtet. Der gesamte Windpark mit 64 Windkraftanlagen soll Ende 2025 in Betrieb gehen. 50,1 Prozent des Projekts gehören EnBW, der Rest gehört zu einem Partnerkonsortium aus Allianz Capital Partners, AIP und Norges Bank Investment Management. /rh

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