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EnBW nimmt Fuel-Switch-Kraftwerk in Betrieb

Stuttgart-Münster (energate) - Der Energiekonzern EnBW hat in Stuttgart eines der ersten wasserstofffähigen Gaskraftwerke in Deutschland in Betrieb genommen. Die Gas- und Dampfturbinen-Anlage im Stadtteil Münster ersetzt die bisherige Kohleverfeuerung und soll künftig vollständig mit grünem Wasserstoff betrieben werden können. EnBW-Vorstandschef Georg Stamatelopoulos dämpfte bei der offiziellen Inbetriebnahme jedoch die Erwartungen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der H2-ready-Kraftwerke. "Allein durch die Stromerlöse aus den wenigen erwarteten Betriebsstunden sind die benötigten Kraftwerke für Versorgungssicherheit und Netzstabilität nicht finanzierbar." Für das neue Kraftwerk rechnet der Betreiber etwa "nicht mit mehr als 800 Volllaststunden im Jahr".

 

Aber diese Stunden sind entscheidend, betonte Stamatelopoulos, "für Versorgungssicherheit, Netzstabilität und die Integration der Erneuerbaren". Es brauche daher einen stabilen, marktbasierten Anreizrahmen für neue Kraftwerksinvestitionen, betonte er. Die im Koalitionsvertrag von Union und SPD angekündigte Kraftwerksstrategie hält der EnBW-Chef für einen wichtigen Schritt.

 

Gute Auftragslage im Turbinengeschäft

 

In einem Panel drängte Christian Bruch, CEO von Siemens Energy, auf schnelle politische Entscheidungen in Fragen der Versorgungssicherheit. Er verwies auf die enorme Nachfrage nach Gasturbinen: Im ersten Quartal habe der Hersteller Reservierungen unterschrieben, die der gesamten Jahreskapazität der hauseigenen Fertigung entsprechen. Damit sei der Auftragseingang so hoch wie in den letzten Jahren nicht mehr. Siemens Energy werde seine Kapazitäten sowohl in der Produktion als auch bei den Mitarbeitenden ausbauen, kündigte Bruch an. Aber all dies sei nur machbar und möglich, wenn die Kraftwerksausschreibungen noch in diesem Jahr stattfinden und Klarheit für die Branche herrsche, betonte der Siemens-Energy-Chef. Siemens Energy ist Lieferant der H2-ready-Turbine, die die EnBW im Kraftwerk in Stuttgart-Münster installiert hat.

 

Wasserstoffregulierung: EU-Vorgaben bremsen Planung

 

Mit Blick auf den schleppenden Hochlauf im Wasserstoffmarkt kritisierte EnBW-Chef Stamatelopoulos die überzogenen Vorgaben der EU bei der H2-Produktion. Dass Grünstrom aus bestehenden Windparks nicht für die Wasserstoffproduktion genutzt werden darf, sei realitätsfern. Die EU habe der Branche hier ein "Ei ins Nest gelegt". Er setzt auf Nachbesserungen durch die Bundesregierung. 

 

Die neue Anlage in Stuttgart soll eine zentrale Rolle im Verbundsystem der Fernwärmeversorgung in der Region Mittlerer Neckar übernehmen. Insgesamt stehen am Standort nun 124 MW elektrische und 370 MW thermische Leistung zur Verfügung. Ergänzt wird dies durch eine 24 MW starke Großwärmepumpe und eine bestehende Müllverbrennungsanlage. "Bei der Wärme spielt die Musik", betonte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) beim Panel. Die neue Anlage zahle direkt auf das Ziel der Stadt ein, bis 2035 klimaneutral zu werden. Mit der Stilllegung des Kohleblocks und der alten heizölbetriebenen Turbinen werde Stuttgart zu einer der ersten kohlefreien Städte Deutschlands, so Nopper.

 

Drei Standorte im Fuel Switch

 

Der ehemalige Kohlestandort am Kraftwerk Stuttgart-Münster erlebt mit dem Kraftwerksneubau seinen ersten Fuel Switch. Nach einer rund zweijährigen Bauphase soll die Gasturbine die Region mit Strom und Wärme versorgen - auf Basis von Erdgas. In den 2030er Jahren soll dann der zweite Fuel Switch am Standort stattfinden - auf Wasserstoff. Die EnBW sieht im Fuel Switch einen wesentlichen Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität, die die EnBW bis 2035 anstrebt. "Wir machen allein durch den Wechsel von Kohle auf Erdgas die regelbare Erzeugung mit rund 60 Prozent weniger CO2-Emissionen deutlich klimafreundlicher", erklärte Peter Heydecker, im EnBW-Vorstand verantwortlich für nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur.

 

Das Vorhaben in Stuttgart-Münster ist nicht das einzige dieser Art im EnBW-Portfolio. So arbeitet der Energieversorger derzeit an drei Fuel-Switch-Projekten. Nach Stuttgart-Münster soll auch an den Kraftwerksstandorten Heilbronn und Altbach-Deizisau der Kohleausstieg erfolgen - durch den Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Dabei investiert die EnBW rund 1,6 Mrd. Euro in die drei Standorte. Die Anlagen mit einer installierten Leistung von 1,5 GW zeichnen sich durch ihre flexible und regelbare Leistung aus, erklärte ein Sprecher der EnBW auf Nachfrage. Sie stellen daher zu jeder Tages- und Jahreszeit eine Energieversorgung sicher. /hp

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