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DSW21 nach Stadtenergie-Havarie vor Personalbeben

Dortmund (energate) - Heike Heim steht offenbar unmittelbar vor dem Rücktritt von ihrem Amt als Vorstandschefin der Dortmunder Stadtwerke (DSW21). Hintergrund ist die interne Aufarbeitung der Unregelmäßigkeiten im Rechnungswesen der Vertriebstochter Stadtenergie in den Krisenjahren 2022 und 2023. Demnach erwartet die Energiesparte der Stadtwerke, dass die massenhaft verschickten fehlerhaften Endkundenrechnungen der Stadtenergie den Kommunalversorger 74 Mio. Euro kosten. 36 Mio. Euro davon veranschlagt DSW21 für Rückerstattungen an betroffene Kunden.

 

Dieser zu erwartende Verlust bei Stadtenergie werde die bislang nur vorläufige Bilanz der Stadtwerke aufgrund einer entsprechenden Rückstellung belasten, kündigte der Kommunalversorger an. Angesichts der Tatsache, dass DEW21 laut besagter vorläufiger Bilanz für 2023 knapp 52 Mio. Euro Vorsteuergewinn erzielte, erscheint die Rückstellung als ein schwerer finanzieller Schlag für DEW21 und ihre Anteilseigner DSW21 und Westenergie. Dazu, wie viele Kunden der Stadtenergie insgesamt betroffen sind, machte die Stadtwerke-Tochter DEW21, zu der Stadtenergie gehört, auf energate-Anfrage keine Angaben. Dies sei Gegenstand laufender Untersuchungen, hieß es.

 

Gutachten zur Beschaffung von DEW21 ein weiterer Stolperstein?

 

Stadtenergie war unter Heike Heims Ägide als Chefin der DEW21 im Jahr 2020 als eigenständige Tochter und "digitales Schnellboot" jenseits des übrigen Energievertriebes gestartet. Zusätzlich unter Druck geraten sei die Vorstandsvorsitzende überdies durch ein kritisches Gutachten zur Energiebeschaffung der DEW21 in den Energiekrisenjahren 2021 und 2022, hieß es aus dem Umfeld des Versorgers. Demnach drohen weitere Verluste, weil die DEW21 mit der damals sehr teuer beschafften Energie nach der Marktberuhigung im Folgejahr mitsamt den deutlich niedrigeren Preisen keine guten Geschäfte mehr machen konnte. Allerdings, so war ferner zu vernehmen, erwägen die Stadtwerke, besagtes Gutachten "juristisch einordnen zu lassen".

 

Rücktritt noch nicht offiziell

 

Aufgrund dieser Gemengelage gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Heim ihren Vorstandssessel bei der DEW21-Mutter DSW21 nach nur gut einem Jahr räumt. Eine offizielle Bestätigung stand am Dienstagnachmittag allerdings noch aus. Ohnedies ist die fortlaufende Aufarbeitung "des Themenkomplexes Stadtenergie und dessen Auswirkungen auf DSW21" eines der Themen einer weiteren Aufsichtsratssitzung am frühen Dienstagabend, hieß es vom Unternehmen. Erst danach, so der Plan, werde sich der Kommunalversorger öffentlich äußern.

 

DEW21 findet "weitere Anhaltspunkte für Rechtsverstöße"

 

Kommt es zu dem auch in der Lokalpresse bereits kolportierten Rücktritt von Heike Heim, wäre dies die zweite personelle Konsequenz im Zusammenhang mit Fehlern bei Stadtenergie. Eine unmittelbar zuständige Führungskraft hatten die Stadtwerke bereits direkt nach der Entdeckung erster Ungereimtheiten im Frühjahr 2024 freigestellt. Schon damals stand Manipulationsverdacht im Raum. Und nicht zuletzt, weil die hauseigenen Ermittlungen unter Zuhilfenahme eines externen Expertenteams aus Wirtschaftsprüfern und Datenanalysten "weitere Anhaltspunkte für Rechtsverstöße" zutage förderten, steht die Energiesparte der Stadtwerke auch "mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt".

 

DEW21-Anteilseigner Westenergie findet deutliche Worte

 

Deutliche Worte zur Situation bei Stadtenergie und auch dazu, wie die Aufarbeitung fortlaufen sollte, fand indes die Westenergie. Bei der Eon-Tochter liegen knapp 40 Prozent aller Anteile der DEW21. Dementsprechend ist Westenergie im Aufsichtsrat der Energiesparte der Stadtwerke vertreten. "Das unrechtmäßige Handeln bei der Stadtenergie in den Jahren 2022 und 2023 ist inakzeptabel", sagte eine Westenergie-Sprecherin zu energate. "Wir unterstützen den klaren Aufklärungskurs unter der Leitung von Gerhard Holtmeier." Letzterer trat Heims Nachfolge bei DEW21 an, als sie zur Stadtwerke-Muttergesellschaft wechselte. Holtmeier, so die Westenergie-Sprecherin, habe "einen unabhängigen und unbelasteten Blick auf die Dinge". Genau das sei jetzt zwingend notwendig. /pa

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