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Direktvermarkter wollen angepassten Marktwert für Juni

Essen (energate) - Die Marktentkopplung an der Strombörse Epex Spot am 26. Juni wirkt sich auch auf den Marktwert aus, an dem sich die Marktprämie der EEG-Vergütung ausrichtet. Dies kann unter Umständen zu Verlusten bei Direktvermarktern führen. Einige von ihnen wollen daher eine Nachjustierung. "Wir sind in Gesprächen mit den Übertragungsnetzbetreibern, ob der Tag bei der Berechnung des Marktwertes zu berücksichtigen ist", sagte Thomas Krings, Geschäftsführer beim Vermarkter Quadra Energy, im Gespräch mit energate. Alternativ könne man nur die Preise der Börsen EXAA und Nordpool als Grundlage nehmen.

 

Der Marktwert errechnet sich aus den durchschnittlichen Stundenpreisen am Spotmarkt für das deutsche Marktgebiet. "Wir haben errechnet, dass der Marktwert für Onshore-Wind durch die Einbeziehung des 26. Juni um rund 9 Euro/MWh steigt", führte Krings im Gespräch mit energate aus. Das entspricht 0,9 Cent/kWh. Laut der Seite Netztransparenz lag der Marktwert für Juni für Windkraft an Land bei 6,36 Cent/kWh und für Solar bei 4,64 Cent/kWh. Ohne die Marktentkopplung an der Epex Spot wären die Werte niedriger ausgefallen.

 

Vom Marktwert ist abhängig, wie viel Geld die Direktvermarkter den Betreibern von Erneuerbaren-Energien-Anlagen auszahlen müssen. Sie handeln häufig an mehreren Märkten. Falls sie am 26. Juni - dem Tag der Marktentkopplung - auf den sonst mit der Epex gekoppelten Märkten, also der skandinavischen Nordpool oder der österreichischen EXAA, Mengen verkauft haben, müssen sie mit Verlusten rechnen, denn das Preisniveau lag an diesen Börsen deutlich unter dem der Epex Spot.

 

Stundenpreise teilweise über 2.000 Euro/MWh

 

Am 26. Juni kam es durch einen technischen Fehler an der Epex Spot zu einer Marktentkopplung. Damit wurde Strom an der Epex Spot an diesem Tag nur zwischen deutschen Produzenten und deutschen Abnehmern gehandelt. Die Kopplung zu den Börsen Nordpool und EXAA fehlte. Dadurch, dass die Erneuerbaren-Einspeisung an dem Tag gering war, stiegen die Preise in Deutschland enorm in die Höhe. Der Day-Ahead lag nur knapp unter 500 Euro/MWh, einzelne Stunden deutlich über 2.000 Euro/MWh. Bei guter Erneuerbaren-Einspeisung hätten sich geringere Preise gebildet.

 

Viele Direktvermarkter wissen noch nicht, wie sie mit den Auswirkungen der Marktentkopplung umgehen sollen. So teilte beispielsweise Statkraft auf Anfrage von energate mit, dass es den Vorfall und die Auswirkungen derzeit noch prüfe. Der Geschäftsführer von Baywa Re Energy Trading bestätigte: "Der Market-Decoupling-Vorfall an der Epex hatte auch auf unseren Stromhandel Auswirkungen. Wir warten aktuell auf weitere Ergebnisse der Epex-Taskforce und prüfen dann, ob weitere Schritte nötig sind." Zu möglichen Schadensersatzforderungen äußerten sich die Unternehmen nicht. Lediglich Next Kraftwerke erklärte, man plane derzeit nichts in diese Richtung.

 

Vorfall sorgt für Verunsicherung

 

Sicher ist aber: Für den Handel war es kein guter Tag. Oder wie es Johannes Viehmann, Head of Trading bei Next Kraftwerke, ausdrückte: "Generell ist es eine schlechte Situation für den Handel, da sie das Vertrauen in eine transparente und fundamental gerechtfertigte Preisfindung erschüttert."  Aus der Branche war zudem zu hören, dass die Panne an der Epex der Aktivität auf dem Terminmarkt zugutekäme. Marktteilnehmer wendeten sich dem langfristigen Handel zu, um sich gegen derlei Turbulenzen auf dem Spotmarkt zu wappnen. Auch direkt wirkt sich das Decoupling auf die EEX aus. Denn diese berechnet Benchmarks mithilfe von Day-Ahead-Preisen. Nach Abwägung entschied sich die EEX, trotz der Panne auch die Daten für den 26. Juni weiter als Grundlage für ihre Benchmarks zu nutzen, wie sie auf ihrer Internetseite mitteilte.

 

"Eine IT-Panne kann immer mal und jedem passieren", meinte Quadra-Geschäftsführer Krings, "ich hätte mir aber einen anderen Umgang mit dem Problem gewünscht." Die Epex habe sich vermutlich an ihr Handbuch gehalten, wie im Falle einer technischen Panne vorzugehen sei. Es wäre aber auch möglich gewesen, Auktionen abzusagen oder neu durchzuführen. Die Epex hat bereits angekündigt, das Regelwerk für den Fall einer Entkopplung der Märkte anzupassen. Es stamme noch aus Zeiten, in denen die Stromversorgung ganz überwiegend auf grundlastfähigen Kraftwerken - also Kohle, Gas und Kernkraft - basierte. /sd

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