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Derivate spielen große Rolle in H2-Importstrategie

Berlin (energate) - Der Import von Wasserstoff wird voraussichtlich zu großen Teilen in Form Trägermedien vonstattengehen. Die Bundesregierung rechnet zumindest nicht damit, dass hauptsächlich Wasserstoff in seiner Reinform nach Deutschland gelangen wird. Das geht aus der Importstrategie für Wasserstoff hervor, die energate vorliegt. Für den Import von Wasserstoff stehe eine diversifizierte Produktpalette zur Verfügung, heißt es in der Strategie. Neben gasförmigem oder flüssigem Wasserstoff kommen demnach verschiedene Wasserstoffderivate und Trägermedien für Unterstützung infrage, darunter Ammoniak, Methanol, Naphtha, strombasierte Kraftstoffe und LOHC. Die Regierung verfolge dazu den parallelen Aufbau von Importinfrastrukturen für Pipeline- und Schiffstransporte.

 

Die Regierung möchte dabei nicht nur den Import von grünem Wasserstoff unterstützen, sondern auch sogenannten kohlenstoffarmen Wasserstoff. Bis ausreichend "grüner beziehungsweise nachhaltiger Wasserstoff" zur Verfügung stehe, würden insbesondere in der Markthochlaufphase kohlenstoffarmer Wasserstoff und seine Derivate in die Bedarfsdeckung miteinbezogen, schreibt die Regierung in dem Papier. "Anwendungsseitig kann auch die Nutzung von kohlenstoffarm erzeugtem Wasserstoff gefördert werden, wenn gemäß Gas- und Wasserstoffbinnenmarktrichtlinie ein Treibhausgas (THG)-Grenzwert von 3,4 kg CO2-äq/kg H2 erfüllt wird", heißt es in dem Papier. Dieses Prinzip gelte auch für Importe.

 

Vier Korridore

 

In der Strategie identifiziert die Regierung vier Pipelinekorridore. Diese lägen einerseits im Nordsee- und Ostseeraum, andererseits in Süd- und Südwesteuropa. Im Ostseeraum soll zwischen Deutschland und Dänemark eine erste grenzüberschreitende Pipeline entstehen. Es werde derzeit daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen für eine finale Investitionsentscheidung im Jahr 2025 zu schaffen. Ende 2028 solle die Pipeline in Betrieb gehen.

 

Die Bundesregierung erwartet im Jahr 2030 für Deutschland einen Bedarf an Wasserstoff und Derivaten in Höhe von 95 bis 130 TWh - bei einem Importanteil von 50 bis 70 Prozent. Sie geht zudem davon aus, dass die Wasserstoffnachfrage im Jahr 2045 bei 360 bis 500 TWh für Wasserstoff und 200 TWh für Wasserstoffderivate liegt. "Diese Bedarfe entstehen nach derzeitigem Kenntnisstand - insbesondere bis 2030 - vor allem in der Stahlindustrie, der Grundstoff- und Petrochemie, in der Mobilität und Logistik sowie im Kraftwerkssektor, sowohl durch die Substitution von heute fossil gedeckten Bedarfen als auch durch neue Herstellungsprozesse", heißt es in dem Papier.

 

Kritik an der Strategie

 

Kritik an der Strategie kam von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Umweltorganisation forderte ein klares Bekenntnis zu grünem Wasserstoff. "Wasserstoff und seine Derivate sind mit enormen Energieverlusten bei Produktion, Umwandlung und Transport verbunden", gab DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner zu bedenken. "Wir müssen sparsam damit umgehen und sie zielgerichtet einplanen und einsetzen. Der vorliegende Entwurf der Importstrategie umfasst aber massenhaft Umschlagskapazitäten sowie zahlreiche Importterminals für diverse Derivate und wirkt damit völlig planlos", kritisierte er. 

 

Jakob Wachsmuth, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Isi), sieht mit der Importstrategie nun allenfalls einen ersten Schritt gemacht. "Die Wasserstoffimportstrategie sollte nun ergänzt werden um langfristig gesicherte Mittel zur Absicherung insbesondere des Pipelineimports von Wasserstoff", sagte er auf Nachfrage von energate. Bezüglich des Imports von Derivaten brauche es zudem eine industriepolitische Strategie, "ob und welche Teile der Wertschöpfungsketten tatsächlich verlagert werden und wie das gesteuert werden soll".

 

Das Bundeskabinett will sich am 24. Juli mit der Importstrategie befassen. Sie ist Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie. In dem Papier heißt es, das Wirtschaftsministerium werde bis Ende des Jahres eine Wasserstoffspeicherstrategie vorlegen. Mitte Juli hatten 23 Wasserstoff-Infrastrukturprojekte Förderbescheide erhalten. /kij

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