Dämpfer für Batterieforschung droht
Bonn (energate) - Das Bundesforschungsministerium (BMBF) hat den Stichtag, zu dem Unternehmen neue Vorschläge zur Batterieforschung im Rahmen des Programms "Forschung und Entwicklung an Batterietechnologien" einreichen können, erneut gestrichen. Das geht aus einer am 2. Oktober im Bundesanzeiger veröffentlichten zweiten Änderung der Richtlinie hervor. Bereits Ende März strich das BMBF den ersten angesetzten Stichtag zur Einreichung neuer Projektvorschläge, nun ereilte dem Stichtag 30. September 2024 das gleiche Schicksal. Von der erneuen Streichung sind auch bereits eingereichte Skizzen und Rahmenpläne, die unter anderem die Produktions- und Materialforschung im Batterieumfeld betreffen.
"Herber Schlag"
Der Wegfall sorgt für Unmut in der Industrie. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLIB) sowie der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) kritisieren die erneute Streichung und warnen vor einem Rückschlag in der Batterietechnologie. "Das ist ein herber Schlag", kommentierte Ulrike Zimmer, VCI-Bereichsleiterin Wissenschaft, Technik und Umwelt die Entscheidung. Die Verbände befürchten, dass dadurch die Innovationspipeline in der Batterieforschung beeinträchtigt wird. Damit werde die technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in diesem Bereich gefährdet.
Forschung wichtig im Hinblick auf globalen Wettbewerb
Die vier Organisationen verweisen zudem auf die Bedeutung von Batterietechnologien für zahlreiche Industriezweige und den globalen Wettbewerb. Andere Regionen, wie China, die USA und Südkorea, investieren nach wie vor große Summen in Forschung und Entwicklung neuer Batteriesysteme. In den USA sind beispielsweise im Rahmen des "Battery Materials Processing and Battery Manufacturing and Recycling Program" rund 16 Mrd. US-Dollar für die Batterieherstellung, -verarbeitung und das Recycling vorgesehen.
Unsicherheiten bei Forschungseinrichtungen
Die unklare Lage hinsichtlich der Fördermittelvergabe sorgt laut den Verbänden auch für Unsicherheit in den betroffenen Forschungseinrichtungen. "Ohne verlässliche Förderung und pragmatische Lösungen seitens des Ministeriums droht der massive Abbau von Forschungskapazitäten im Bereich Batterie", sagte Sarah Michaelis, Leiterin VDMA Batterieproduktion. Sie fürchtet, dass Arbeitsverträge nicht verlängert würden und ein Fachkräftemangel durch fehlende Perspektiven für den Nachwuchs entstehen könnte. Ein Rückgang der Forschung könne zudem die Entwicklung neuer Geschäftsfelder hemmen und Innovationen in diesen Bereichen erschweren.
Neben den Auswirkungen auf die Forschung verweisen die Organisationen daher auch auf mögliche Folgen für Deutschland als Industriestandort. Batterien spielen in verschiedenen Industrien, von Elektromobilität bis hin zu stationären Speichern und industriellen Anwendungen eine zentrale Rolle. "Neue Batteriegenerationen stehen vor dem Durchbruch, der in Deutschland nun immer unwahrscheinlicher wird", erklärte Zimmer. Der nächste Stichtag zur Einreichung neuer Projektvorschläge ist am 31. März 2025. /hp