Cleantech-Boom am Start-up-Markt lässt nach
Frankfurt am Main (energate) - Am Venture-Capital-Markt zeichnet sich ein Stimmungsumschwung ab. Nach Jahren auf der Überholspur des Marktwachstums könnte es Gründern von Cleantech-Start-ups im laufenden Jahr erstmals wieder schwerer fallen, Investoren für ihre Geschäftsmodelle zu begeistern. So weist es das aktuelle "German Venture Capital Barometer" der Analysten von KFW Research aus. Demnach liegen andere Geschäftsbereiche jenseits von Energie und Dekarbonisierung derzeit wohl höher in der Gunst von Venture-Capital-Investoren.
Das Analysehaus der staatlichen Förderbank erhebt das Geschäftsklima am Wagniskapitalmarkt vierteljährlich. Dazu gehört eine Befragung unter mehr als 200 Venture-Capital-Marktakteuren, die meisten davon vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Generell reagiert der hiesige Wagniskapitalmarkt laut der Kurzstudie mitsamt der Befragung sensibel auf zwei Faktoren: das technologische Potenzial beziehungsweise Marktumfeld einerseits und der gesellschafts- und wirtschaftspolitische Rahmen andererseits. Passend zur geopolitischen Gemengelage und den Diskursen dazu gewinnen junge Unternehmen mit Fokus auf Cybersicherheit, künstliche Intelligenz und Verteidigung an Aufmerksamkeit, während diejenigen mit dem Fokus auf Klimawandel zurückfallen.
"Gewisse Marktsättigung" bei "grünen" Start-ups
Im Detail trauen die Studienteilnehmer Start-ups aus den Bereichen Cybersicherheit aktuell das größte Marktwachstumspotenzial vor dem anhaltenden KI-Trend zu. Jeweils eine Mehrheit von knapp 50 Prozent sieht hier "sehr hohes" Wachstumspotenzial und jeweils mehr als 41 Prozent stufen dieses Potenzial als "hoch" ein. Es folgen sogenannte Dual-Use-Technologien auf dem dritten Rang in der Investorengunst (44 Prozent "sehr hoch"/44 Prozent "hoch"). Letzteres meint Geschäftsmodelle, die sowohl im Segment Verteidigung als auch im zivilen Leben Anwendung finden können.
Dass Cleantech in diesem Zusammenhang "ins Mittelfeld" der Investorengunst zurückgefallen ist (9 % sehen "sehr hohes" Potenzial, 66 % "hohes" Potenzial), macht KFW Research an zwei Gründen fest. "Zum einen könnte sich hier eine gewisse Marktsättigung abzeichnen", sagt Studienmitautor Steffen Viete. "Zum anderen hat sich das wirtschaftspolitische Umfeld verändert: Klimaziele stehen stärker in Konkurrenz mit anderen Prioritäten als noch vor einigen Jahren", so der Wagniskapitalexperte des Analysehauses weiter. Seine Prognose: Cleantech-Start-ups "könnten es schwerer haben, an Kapital zu kommen".
Cleantech-Start-ups sammelten 2024 mehr als 2 Mrd. Euro ein
2024 war dies noch nicht der Fall. Über alle Marktsegmente hinweg kletterte das Dealvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent auf rund 7,4 Mrd. Euro, heißt es in der KFW-Research-Studie. Getrieben von der weltweit laufenden Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität und einigen politischen Weichenstellungen wie dem EU-Green-Deal machte Cleantech im vergangenen Jahr noch 31 Prozent dieses gesamten Dealvolumens aus, nämlich 2,3 Mrd. Euro. Im Verlauf der vergangenen fünf Jahre vor 2024 hat sich das Dealvolumen rund um Klimatechnik-Neugründungen damit etwas mehr als verdoppelt. Deutlich höhere Wachstumsraten auf dieser Zeitachse weisen die Bereiche "Crypto/Blockchain", "Dual Use" und auch "Spacetech" auf. Allerdings blieb das gesamte Dealvolumen in allen diesen Wachstumsbereichen teils deutlich unter der Schwelle von 1 Mrd. Euro. /pa