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Branche macht erste Erfahrung mit Überbauung

Essen (energate) - Mit dem Bruch der Ampel schrumpften auch die Ambitionen bei der anstehenden EnWG-Novelle. Bestand haben sollen aber weiterhin die Regelungen zu flexiblen Netzanschlussvereinbarungen. Dadurch können Projektierer mehrere Anlagen mit einer insgesamt höheren Leistung an einen Netzanschluss anschließen, als für diesen eigentlich vorgesehen ist. Größere Projektierer haben bereits Erfahrung mit der Überbauung von Netzanschlüssen gemacht oder bereiten sich zumindest darauf vor, wie energate auf Nachfrage erfuhr.

 

Bei der Überbauung gilt es einiges zu beachten, wie Ulrike Gunnemann, Head of Global Hybrid beim Projektierer Baywa Re, auf Anfrage von energate erläuterte. Ihr Unternehmen hat schon bei sechs Projekten Erfahrung mit der Überbauung gemacht. Von den vier deutschen Projekten ist eines eine Kombination aus Wind und PV, die anderen drei sind Solar-Speicher-Projekte.

 

Projekte werden komplexer

 

Projekte mit Überbauung seien naturgemäß komplexer, so Gunnemann. Dies gelte sowohl aus technischer als auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Aus technischer Sicht müssten die hybride Fahrweise des Parks, das Metering-Konzept sowie die Auslastung der Netzkomponenten sorgfältig bewertet werden, zählte Gunnemann auf.

 

Auch die wirtschaftliche Beurteilung der Projekte ist aufwendiger. Um die Rentabilität zu analysieren, müssten insbesondere potenzielle Synergieeffekte wie Kosteneinsparungen durch geteilte Infrastruktur den möglichen Erlöseinbußen gegenübergestellt werden. "Für diese Bewertungen nutzen wir fortschrittliche, KI-gestützte Analysetools", erklärte Gunnemann.

 

Elmar Rose-Filaus, Leiter der Netzabteilung beim Energieparkentwickler UKA, sieht noch eine ganz andere Schwierigkeit. "Leider werden Netzbetreiber ihrer Verantwortung für die Energiewende nicht gerecht - auch, weil sie sich in der Regel immer noch weigern, Wind- und Solarparks gemeinsam an ihr Netz anzuschließen", klagte er. Sein Unternehmen hat bislang noch keine Überbauung realisiert, mittlerweile aber erste Anschlusszusagen von Netzbetreibern für ein solches Vorhaben erhalten. Auch PNE teilte mit, es habe noch keine Projekte überbaut, sei aber mit Netzbetreibern im Gespräch.

 

Innovationsausschreibung beschränkt Anwendungen

 

Schwierigkeiten aufseiten der Netzbetreiber sieht zwar auch Juwi. Beim ersten Überbauungsprojekt des Unternehmens gab es hiermit aber keine Probleme. Der Grund: Die Kombination aus Solarpark mit Batteriespeicher fand im Rahmen der Innovationsausschreibung statt (Solarpark Seckach mit knapp 10 MW in Baden-Württemberg). Der Netzanschlusspunkt wurde hier zu 77 Prozent und damit sehr stark überbelegt - bei den anderen Befragten schwankt die Überbauung zwischen 15 und 65 Prozent.

 

Ein Projekt im Rahmen der Innovationsausschreibung zu überbauen, bringt laut Juwi aber auch Nachteile mit sich: So seien beispielsweise die Teilnahme am Regelmarkt oder das Ein- und Ausspeichern von Graustrom nicht möglich. Allerdings bestärkten die gemachten Erfahrungen Juwi, weitere Projekte mit Überbauung anzugehen. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte gegenüber energate: "Konkret planen wir aktuell zwei weitere Projekte mit einer Überbauung des Netzverknüpfungspunktes; in wesentlich mehr Projekten sind wir in der Diskussion mit den Netzbetreibern." Dabei habe das Unternehmen sowohl Projekte mit Wind und PV als auch solche mit einer zusätzlichen Nutzung von Batteriespeichern im Blick.

 

Projektierer: Überbauung sinnvoll

 

Die Premiere beim Thema Überbauung steht für WPD in diesem Jahr an. Das Unternehmen wird einen bereits angeschlossenen Windpark mit 34 MW um einen PV-Park mit 46 MW ergänzen. Dadurch ergibt sich eine Überbauung von fast 40 Prozent. WPD schätzt die Spitzenlastabschaltung für die Hybridanlage auf gerade einmal zwei Prozent, da die Gleichzeitigkeit von Wind- und Solareinspeisung sehr gering sei. Entsprechend positiv sieht das Unternehmen die Überbauung: Die Kosten für ein Umspannwerk ließen sich auf eine größere Anschlussleistung verteilen. Auch die vorhandenen Netze könnten besser genutzt werden.

 

Die Politik will die Möglichkeit zur Überbauung mit der anstehenden EnWG-Novelle auf eine gesetzliche Grundlage stellen. Die Branche fordert dies schon seit Längerem. Damit verbunden ist die Hoffnung, schneller und günstiger an Netzanschlüsse zu kommen. Heute müssen Projektierer häufig lange auf einen solchen warten oder lange Wegstrecken zum nächsten Verknüpfungspunkt in Kauf nehmen. Ulrike Gunnemann von Baywa Re brachte es auf den Punkt: "Gerade in Zeiten knapper Netzanschlusskapazitäten ergibt es schlichtweg Sinn, Netzanschlüsse zu überbauen." /sd

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