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Boom der Balkon-PV für Netzbetreiber kein Problem

Essen (energate) - Die Nachfrage nach steckfertigen Solaranlagen ist hoch. Am 1. Juni überschritt die Zahl der installierten Balkonkraftwerke erstmals eine halbe Million. Seitdem gingen nach Daten der Bundesnetzagentur fast 20.000 weitere Einheiten auf Deutschlands Balkonen ans Netz. Größere Probleme bleiben offenbar aus. energate hat sich bei Netzbetreibern, dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) sowie der Bundesnetzagentur umgehört.

 

"Auf Deutschlands Balkonen findet derzeit eine kleine Energie-Revolution statt", erklärte der Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, Carsten Körnig, gegenüber energate. Geht es nach dem Branchenverband, dürfte dieser Trend noch weiter zunehmen. Seit dem 1. April 2024 müssen Nutzende Balkonkraftwerke nicht mehr beim Netzbetreiber anmelden, eine digitale Registrierung im Marktstammdatenregister reicht aus.

 

Für die zuständige Bundesnetzagentur ist klar, dass sie mit diesem Schritt die "Registrierung von Balkonkraftwerken vereinfacht und entbürokratisiert" habe. Mit dem Inkrafttreten des Solarpakets am 16. Mai wurde der Prozess nochmals erleichtert. So dürfen übergangsweise alte Stromzähler genutzt werden, die rückwärts laufen, wenn Strom eingespeist wird.

 

Syna: 2023 siebenmal mehr Anträge als noch 2020

 

Die von energate befragten Netzbetreiber begrüßten einhellig das gestiegene Interesse der Bürgerinnen und Bürger an den Balkonkraftwerken. Keiner der Netzbetreiber sprach sich gegen die steckfertigen Solaranlagen aus. Dass das Interesse an den Anlagen bereits vor den Erleichterungen im Jahr 2024 deutlich gestiegen war, zeigen die Antragszahlen der Netzbetreiber. So gab die hessische Syna an, dass im Jahr 2023 siebenmal so viele PV-Anträge das Unternehmen erreichten als noch im Jahr 2020. Bei der Sachsen Netze gingen 2023 rund 14.000 Anmeldungen ein - das Dreifache im Vergleich zum Vorjahr. Die Dortmunder Netz verzeichnete im Jahr 2023 eine Verdopplung der Anmeldezahlen im Vergleich zu 2022.

 

Netzbetreiber auf erhöhte Inbetriebnahmen vorbereitet

 

Mit dem Einsetzen der Erleichterungen seit dem 1. April haben sich diese Zahlen nochmals gesteigert. Die Sachsen Netze spricht von einer "Antragsflut", die das Unternehmen erreicht. In Dortmund erwartet die Dortmunder Netz für 2024 eine Verfünffachung der Anmeldezahlen gegenüber 2023. Die Bayernwerk Netz erwartet für 2024 mindestens genauso hohe Inbetriebnahmen wie 2023, als die Zahlen um 300 Prozent anstiegen.

 

Damit einhergehend ließen sich jedoch "aus Netzbetreiber-Sicht keine Probleme feststellen", so die Einschätzung aus Dortmund. Alle Netzbetreiber gaben an, auf technischer Seite massiv in die Netze zu investieren. Die "enormen Zuwachsraten haben uns in der Vergangenheit vor Herausforderungen gestellt, die wir mittlerweile gut gelöst haben", gab etwa die Syna zu Protokoll. "Wir sind auf ein weiteres Wachstum vorbereitet und sehen für die Zukunft keine Probleme", so die Syna weiter. Eine Einschätzung, die auch von der Bundesnetzagentur geteilt wird: "Die Prozesse rund um die Balkonanlagen sind so strukturiert, dass sich der Aufwand für die Netzbetreiber in Grenzen halten sollte", hieß es aus Bonn.

 

Mehr Personal und Digitalisierung

 

Dennoch waren bei allen Netzbetreibern Maßnahmen notwendig, um mit der "Antragsflut" umgehen zu können. Die Sachsen Netze hat das Personal um 60 Prozent aufgestockt. Auch die Syna habe mehr Mitarbeitende eingestellt. Alle befragten Netzbetreiber gaben an, Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren. Sowohl die Syna als auch die Dortmund Netz erklärten gegenüber energate, interne Softwarelösungen entwickelt zu haben, die die Verarbeitung und Automatisierung der Daten wesentlich vereinfachten.

 

Auch Bürgerinnen und Bürger gefragt

 

Die Netzbetreiber begrüßten unisono die vereinfachte Anmeldung über das Marktstammdatenregister. Jedoch wiesen sie ebenfalls darauf hin, dass es nun an den Bürgerinnen und Bürgern läge, ihre Balkonkraftwerke auch wirklich anzumelden. "Wichtig wäre, dass die Kunden ihre Anlagen zuverlässig und unverzüglich im Marktstammdatenregister anmelden", erklärte etwa Bayernwerk Netz. Die Bayernwerk Netz erwartet daher einen steigenden Prüfungsaufwand, da der Netzbetreiber nach dem EEG sicherstellen muss, dass die Anlagen das vereinfachte Anmeldeverfahren auch nutzen dürfen.

 

Die Dortmunder Netz verweist in diesem Kontext darauf, dass sich Kundinnen und Kunden über ihre Möglichkeiten und aktuelle Regularien bei Energieberatenden informieren sollten. /rh

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