BNetzA will abgestimmte Szenariorahmen
Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur hat einen gleichzeitigen öffentlichen Konsultationsprozess für die Szenariorahmen Strom sowie Gas/Wasserstoff gestartet. Dies sei ein Novum und erlaube eine gemeinsame Betrachtung möglicher Entwicklungen, teilte die Behörde mit. "Die Szenariorahmen sind die Grundlage für die Netzentwicklungsplanung", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA). Die gleichzeitige Konsultation der Szenariorahmen Strom und Gas/Wasserstoff ermögliche es, Querschnittsthemen zwischen den Sektoren besser abzustimmen. "Dadurch können Netzplanungsprozesse enger verzahnt werden", so Müller. Zivilgesellschaft, Verbände, Unternehmen und Behörden seien eingeladen, sich an der Konsultation zu beteiligen.
In der Einleitung eines Begleitdokumentes mit Konsultationsfragen heißt es, man wolle sich mit eigenen ersten Bewertungen in der frühen Konsultationsphase zurückhalten. Einige erste Einschätzungen finden sich dann aber doch in dem Einleitungstext. So bedauert die BNetzA, dass die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) und die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) kein Szenario vorgelegt haben, in dem die Eingangsgrößen aufeinander abgestimmt sind. Dies gelte insbesondere für die vorgelegten Kraftwerkslisten und Listen mit Elektrolyseprojekten. Diese Listen müssten im weiteren Planungsprozess aneinander angepasst werden. Die Behörde hofft gerade bei diesen Punkten auf Impulse in der Konsultation und eine intensive Mitwirkung der betroffenen Anlagenbetreiber bei der Überarbeitung und Angleichung der Listen.
ÜNBs und FNBs heben ihre gemeinsame Marktabfrage vom Frühjahr 2024 hervor, die wesentliche Erkenntnisse für die Planung erbracht habe. Zu abgestimmten Projektlisten hat dies aber bisher nicht geführt. Im Szenariorahmen Gas heißt es, man würde begrüßen, wenn bis Oktober solche gemeinsamen Listen in Abstimmung mit der BNetzA erstellt werden könnten.
Erste Entwürfe mit Mängeln
Die ÜNBs haben ihren Szenariorahmen Anfang Juli 2024 veröffentlicht. Sie haben drei Szenarien vorgestellt, die jeweils die Entwicklung bis 2037 beschreiben. Für jedes der Szenarien wird in einer zusätzlichen Variante die weitere Entwicklung bis 2045 fortgeschrieben. Das Szenario A, mit einer höheren Nutzung von Wasserstoff als die anderen Szenarien, ist nach Auffassung der BNetzA nicht mit den Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) vereinbar, da die Ausbauziele für erneuerbare Energien stark unterschritten werden. Die Behörde hofft auf Konsultationsbeiträge, die Hinweise für die "unumgängliche Überarbeitung" des Szenarios liefern.
Auch die FNBs, beziehungsweise ihre neue Koordinierungsstelle für Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff (Konep), hat am 1. Juli den Szenariorahmen 2025 bei der BNetzA eingereicht, ohne darauf öffentlich hinzuweisen. Die BNetzA hat den Entwurf gleich wieder zurückgegeben, mit der Aufforderung, Eingangsparameter für die Modellierung zu konkretisieren. Am 16. August lag die überarbeitete Fassung der BNetzA vor.
Im Szenariorahmen werden vier Szenarien präsentiert. Drei Szenarien, "Fokus Strom", "Fokus Wasserstoff" und "Fokus Reduzierte Effizienz", basieren auf langfristigen Klimaneutralitätsszenarien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Zusätzlich wollen die Gasnetzbetreiber ein bedarfsorientiertes Szenario "Fokus Versorgungssicherheit" modellieren. Dies trage der großen Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Bedarfsentwicklung bei Methan Rechnung, begründen die Netzbetreiber diesen Ansatz.
Zielkonflikt Methanbedarf
Die FNBs und die Verteilnetzbetreiber haben den zukünftigen Wasserstoff-, aber auch den zukünftigen Methanbedarf in Marktabfragen erhoben. Dabei haben sie einen Zielkonflikt zwischen einem steigenden Bedarf an Netzleistung für Methan bis 2030 und dem unterstellten kontinuierlichen Rückgang im Rahmen der Langfristszenarien festgestellt. Diesem Zielkonflikt ist die zusätzliche Variante geschuldet. Die BNetzA will in der Konsultation auch wissen, wie die Öffentlichkeit diese Variante bewertet. Im Fokus-Strom-Szenario werden 2037 rund 280 TWh Methan und 111 TWh Wasserstoff benötigt. Im Szenario Fokus Versorgungssicherheit rechnen die Gasnetzbetreiber 2037 mit einem Methanbedarf von 450 bis 600 TWh.
Bis zum 30. September können Stellungnahmen zu den Szenariorahmen schriftlich eingereicht werden. Am 13. und 16. September lädt die BNetzA zu Online-Veranstaltungen, um die Entwürfe zu diskutieren. /hl