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BNetzA-Präsident warnt vor ungesteuerten Solarspitzen

Essen (energate) - Der Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, fordert rasche politische Maßnahmen zur Eindämmung der ungesteuerten Solareinspeisung. Solarspitzen zur Mittagszeit stellten für das Stromsystem "eine handfeste Herausforderung" dar, sagte er im Rahmen seines Besuchs in der Essener energate-Redaktion. "Bei dem schnellen Zubau ungesteuerter und nachfrageunabhängig geförderter Energie kann das Marktsystem an seine Grenzen stoßen", warnte er. Deshalb "dürfen wir in dieser Frage keine Zeit verlieren". 

 

EnWG-Entwurf liefert keine Antworten

 

Müller sieht insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium in der Pflicht, im Rahmen der für den Herbst geplanten EnWG-Novelle Lösungen zu finden. Seine Behörde stehe dazu bereits in Gesprächen mit dem Ministerium, erklärte er. Eine "große Lösung" für die Einspeisespitzen erwartet Müller indes nicht, sondern eher ein Bündel an Maßnahmen, das "sich hoffentlich in der nächsten EnWG-Novelle im Herbst wiederfinden wird". Das Ministerium hatte Ende August einen ersten Entwurf zur EnWG-Novelle vorgelegt. Erkennbare Pläne zur Eindämmung von Einspeisespitzen finden sich darin allerdings kaum. Dem Vernehmen nach sollen noch Ergänzungen erfolgen.

 

Zufrieden zeigte sich Müller indes beim Fortschritt der Planungen zum Wasserstoff-Kernnetz. "Unser Ziel ist, Ende September die Genehmigung zum Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes zu erteilen", kündigte er an. Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) hatten ihren Vorschlag für ein Kernnetz mit einem Gesamtumfang von knapp 10.000 Kilometern Ende Juli bei der Behörde eingereicht. Müller stellte in Aussicht, dass sich die genehmigte Variante "recht nahe" an den eingereichten Plänen bewegen werde. Kritik aus den südlichen Ländern, nicht genug Berücksichtigung bei der Netzplanung gefunden zu haben, spielte er zurück. Hier seien die "Eingangsparameter beispielsweise bezüglich des regionalen Wasserstoffbedarfs" entscheidend.

 

"Die Zeit wird das heilen"

 

Zudem verwies er darauf, dass das Wasserstoffnetz im Rahmen des Netzentwicklungsplans weiterentwickelt werde. "Damit werden wir auch die Süddebatte auffangen", zeigte er sich zuversichtlich. Ebenfalls wenig Sorge bereitet dem Behördenpräsidenten, dass die Kernnetzpläne der FNB auch Leitungen enthalten, für die bislang kein Projektträger die Verantwortung übernommen hat. "Wir stehen noch ganz am Anfang, die Zeit wird das heilen", sagte er. Es habe im gesamten Planungsprozess "deutlich zu vernehmende Kritik einzelner Netzbetreiber" gegeben. Insofern komme die Zurückhaltung nicht überraschend. 

 

"Kontroverse Diskussionen" bei Netzentgelten

 

Die schwierigste Aufgabe für die kommenden Monate sieht Müller derweil in der Reform der individuellen Netzentgelte für die Industrie. Dazu hatte die Bundesnetzagentur im August ein Verfahren mit einem Eckpunktepapier eröffnet. "Auf der Basis folgt möglichst noch in diesem Jahr ein erster Festlegungsentwurf", kündigte Müller an. Zugleich stelle sich seine Behörde auf "kontroverse Diskussionen" ein. Die Bundesnetzagentur will mit der Reform die Industrie zu einem flexibleren und damit systemdienlicheren Strombezug anreizen. Industrievertreter haben bislang mit großer Skepsis und Sorge auf diese Idee reagiert.

 

Das Kernproblem der Festlegung besteht laut Müller darin, den unterschiedlichen Voraussetzungen der Industrie gerecht zu werden. Es gebe innerhalb der Industrie auch eine Gruppe von Unternehmen, "die eine Flexibilisierung aus technischen Gründen nicht umsetzen kann und Änderungen ablehnt", so Müller. Diese Heterogenität müsse seine Behörde in den Blick nehmen.  /rb

 

Den gesamten ersten Teil des Interviews mit Klaus Müller lesen Sie im heutigen Add-on Markt & Industrie. Der zweite Teil, in dem der Präsident der Bundesnetzagentur seine Pläne zur Reform der Anreizregulierung für die Energienetze erläutert, folgt morgen.

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