BDEW legt Finanzierungsmodell für Wasserstoffspeicher vor
Berlin (energate) - Der Aufbau einer Wasserstoffspeicher-Infrastruktur wird laut einer aktuellen Studie allein aus dem Markt heraus nicht gelingen. Vielmehr braucht es dafür eine maßgeschneiderte Finanzierung. Wie ein solches Modell aussehen könnte, hat der Branchenverband BDEW in einem Round-Table-Gespräch mit rund 50 Vertretern von Unternehmen, Politik und dem Wirtschaftsministerium nun vorgestellt. Der Verband hatte die Unternehmensberatung Frontier Economics mit einer entsprechenden Studie beauftragt. Die Berater haben eine Kombination aus einer Finanzierung von Erlösdifferenzen und einem Amortisationskonto als bestes Modell zur Unterstützung des Markthochlaufs für Wasserstoffspeicher identifiziert.
Berater sprechen von "Marktversagen"
Grundsätzlich, argumentiert Frontier Economics, sei eine staatliche Unterstützung notwendig, weil rein marktbasiert der zu erwartende Bedarf an Wasserstoffspeichern sich nicht schnell genug decken lässt. Gemäß den Langfristszenarien Klimaneutralität, welche ein Beratungskonsortium für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellt hat, beträgt 2035 der Bedarf an Wasserstoffspeichern zwischen 14 und 17 TWh. Fortgeschrittene Projekte gibt es aber, so die Frontier-Zählungen, nur für eine Arbeitsgaskapazität von 0,7 TWh.
Angesichts einer Vorlaufzeit von sieben bis neun Jahren bei einem Umbau von Erdgasspeichern und elf Jahren bei einem Neubau braucht es jetzt Investitionsentscheidungen, was aber ohne Förderung nicht zu erwarten ist. Die Berater nennen mehrere Gründe für dieses "Marktversagen". Ein Grund ist auch die europäische Regulierung, die bis spätestens 2033 einen regulierten Wasserstoff-Speicherzugang vorschreibt, inklusive eines Unbundling von Speicher-, Vertriebs- und Produktionsaktivitäten. Damit sind keine integrierten Projekte mehr möglich.
Frontier Economics hat fünf Kriterien bewertet
Frontier Economics hat im Rahmen der Studie eine ganze Reihe von möglichen Finanzierungsmöglichkeiten mit verschiedenen Kriterien bewertet. Diese sind: Effektivität, Kosteneffizienz, Flexibilität, einfache Umsetzung und Durchsetzbarkeit. Eine erlösbasierte Differenzfinanzierung und das Amortisationsverfahren, das aus der Wasserstoff-Kernnetz-Finanzierung mittlerweile geläufig ist, schneiden positiv ab. Frontier schlägt vor, die beiden Verfahren zu kombinieren. Der Staat soll den Bedarf an Wasserstoffspeichern ermitteln und ausschreiben. Speicherbetreiber, die dann zum Zuge kommen, erhalten die Differenz aus den tatsächlichen Erlösen und der Erlösobergrenze in der Markthochlaufphase ersetzt, da die erzielbaren Erlöse vermutlich unter der Obergrenze bleiben. Die notwendigen Ausgleichsmittel werden aus einem Amortisationskonto bereitgestellt.
Umlage müssen alle Wasserstoff-Speicherbetreiber bezahlen
Der Kontoausgleich wird in erster Linie über eine Umlage erfolgen, die alle Wasserstoff-Speicherbetreiber (nicht nur die geförderten) bezahlen müssen. Dies sei notwendig, um ein Level-Playing-Field zwischen den Speichern in einer frühen Marktphase und den Speichern zu schaffen, die später in einen etablierten Markt eintreten. Scheitert der Hochlauf und kann eine Umlage das Konto nicht ausgleichen, ist theoretisch - wie beim Wasserstoff-Kernnetz - ein expliziter Selbstbehalt der Speicherbetreiber für den Kontoausgleich möglich, der grundsätzlich durch den Staat erfolgt. Aber das Modell erlaubt auch einen impliziten Selbstbehalt. Ist die Phase der Ausgleichszahlungen sehr kurz, steigt das Risiko, dass der Markthochlauf noch kein Niveau erreicht hat, bei dem die Betreiber den verbleibenden, nicht abgeschriebenen Kapitalstock refinanzieren können. Dies ist das Risiko der Betreiber.
Ines hatte ähnliches Modell vorgeschlagen
Die Berater plädieren dafür, kurzfristig auch weitere Rahmenbedingungen, wie das Regulierungsregime und Qualitätsanforderungen, festzulegen. Aus diesen Festlegungen und dem Finanzierungsmodell ergebe sich eine Roadmap für die Unterstützung des Hochlaufs von Wasserstoffspeichern. Das Konzept der Finanzierung über Erlösdifferenzen für Wasserstoffspeicher ist nicht originell. Die Initiative Energien Speichern (Ines) hatte dieses Modell schon im letzten Jahr vorgestellt. In der Studie bezieht sich Frontier auch auf den Ines-Ansatz.
Neu ist aus Sicht der Berater vor allem der Ausgleich der Anfangsaufwendungen durch die Umlage. In dem Ines-Ansatz gleichen die Speicherbetreiber in einer späteren Marktphase die Differenzen durch ihre höheren Erlöse aus. Das BMWK will bis Ende des Jahres seine Speicherstrategie, die eine solche Roadmap enthalten müsste, vorstellen. Die Diskussion bei der Vorstellung der Studie war nach Aussagen von Teilnehmern lebhaft. Marktteilnehmende betonten, man müsse bei der Unterstützung des Markthochlaufs auch Speicher berücksichtigen. Vertreter des Wirtschaftsministeriums und der Politik waren aber wohl eher zurückhaltend bezüglich der Art und des möglichen Umfangs der Unterstützung bei der Finanzierung. /hl