BDEW-Chefin Andreae fordert radikale Entbürokratisierung
Berlin (energate) - Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes BDEW, fordert im Interview mit energate einen radikalen Bürokratieabbau im Energiesektor. "Wir brauchen mehr Freiräume, weniger Regulierung, weniger Berichtspflichten." Das würde die Unternehmen enorm entlasten, so Andreae. Ein Beispiel, wo sich die BDEW-Chefin von der künftigen Regierung eine Rücknahme bürokratischer Vorschriften wünscht, ist die Wärmewende. "Die bisherige Regulierung über das Gebäudeenergiegesetz ist viel zu komplex", sagte sie. Aus diesem Grund hatte sich der BDEW kürzlich einem Verbändeappell angeschlossen, der eine deutliche Vereinfachung des GEG fordert.
Unterstützung bei Netzen und Kraftwerken
Ganz ohne staatliche Eingriffe geht es aber auch nicht. Das gilt aus Sicht Andreaes vor allem bei den Stromkosten. Dass sich CDU, CSU und SPD auf eine deutliche Absenkung der Strompreise verständigt haben, wertet sie als wichtiges Signal. "Der Staat muss mit Zuschüssen eingreifen", sagte sie. Das gelte vor allem für die Netzentgelte. Denn die Finanzierung der anstehenden Investitionen könne nicht alleine über die Netzentgelte erfolgen. "Das würde Wirtschaft und Verbraucher überfordern", warnte Andreae.
Auch beim Aufbau der erforderlichen Back-up-Kraftwerke hofft die Energiebranche auf schnelle Weichenstellungen durch die neue Bundesregierung - idealerweise "in den ersten 100 Tagen". Denn um bis 2030 neue Back-up-Kraftwerke am Netz zu haben, müssten noch in diesem Jahr Ausschreibungen erfolgen. Neuerungen erwartet die frühere Grünen-Politikerin zudem bei der Erneuerbarenförderung. Künftig werde es wohl weniger um klassische Förderung gehen. "Vielmehr werden CfDs auf europäischer Ebene flankiert mit PPAs und Ausschreibungen auf nationaler Ebene eine größere Rolle spielen", führte Andreae aus. Ziel müsse sein: "So viel Markt wie möglich, so viel Förderung wie nötig."
Privates Kapital aktivieren
Wärmewende, Netze, Erzeugung: Die Energiebranche steht vor enormen Investitionen. Staatlicher Anschub ist dabei wichtig, aber auch die Aktivierung privaten Kapitals, führte Andreae weiter aus. Dazu hatte der BDEW gemeinsam mit dem Stadtwerkeverband VKU einen Energiewendefonds vorgeschlagen. Dieser soll durch staatliche Absicherung private Investitionen hebeln. In ihrem Sondierungspapier griffen CDU, CSU und SPD diese Idee zumindest andeutungsweise auf. Darin ist von "unternehmerischen Anreizen für Investitionen in Deutschland" die Rede. Aus Sicht Andreaes ein gutes Zeichen: "Gerade für langfristige Anleger wie Pensionskassen sind Infrastrukturprojekte interessant, sofern das Risiko-Rendite-Profil attraktiv ist." /cs
Das ganze Interview mit BDEW-Chefin Kerstin Andreae lesen Sie hier.