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Badenova: Mit der Macht der Daten zur Wärmewende

Freiburg (energate) - Die Badenova hat sich ehrgeizige Ziele für die eigene Wärmewende gesetzt. Schon bis 2035 will der Freiburger Regionalversorger 1 TWh grüne Wärme im Jahr erzeugen. "Es ist klar, dass es noch eine lange Reise bis dahin ist. Aber wir gehen das jetzt mit Hochdruck an", sagte Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand im Gespräch mit energate. Denn aktuell kommen die grünen Wärmeanlagen des Unternehmens lediglich auf eine Leistung von 36 MW. 2030 sollen es aber schon 450 MW werden. So steht es in der neuen Strategie, die sich die Badenova vor rund zwei Jahren gegeben hat. "Wir haben damit nochmal deutlich unseren Purpose geschärft, wie man Neudeutsch sagen würde", so der Vorstand.

 

Tiefengeothermie und industrielle Abwärme

 

Eine Lösung auf diesem Weg bildet die Tiefengeothermie. Diese soll künftig rund die Hälfte der grünen Wärme liefern, denn der Oberrheingraben bietet sich für die Nutzung von Erdwärme an. Die Badenova hat dafür vor allem zwei Aufsuchungsgebiete im Blick. Um die Wärmeversorgung zu vergrünen, muss der Versorger aber auch an seine dezentralen Heizzentralen ran und sie auf grüne Technologien umrüsten. Ein Beispiel ist eine Kooperation mit der Molkerei Schwarzwaldmilch zur Nutzung industrieller Abwärme. Um die grüne Wärme auszubauen, wird das Unternehmen viel Geld in die Hand nehmen. "Wir schalten da auch sichtbar bei den Infrastrukturinvestments nach oben", erklärte Hellebrand. Bis 2050 seien Investitionen von bis zu vier Mrd. Euro geplant, allein 1,5 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren.

 

"Es muss nicht immer ein dickeres Kabel sein"

 

Für den Badenova-Vorstand ist der Neubau von Erzeugungsanlagen und Leitungen aber nicht die einzige Antwort auf den künftig steigenden Bedarf an grüner Energie. "Im Moment beantworten wir die gestiegene Nachfrage und Volatilität oftmals noch mit 'mehr Kupfer'", so Hellebrand. Aber es müsse eben nicht immer ein dickeres Kabel sein. "Ein großer Hebel, den wir meiner Meinung nach noch nicht ausreichend nutzen, ist die Energieeffizienz, also die intelligente Aussteuerung der Energiesysteme", so der Badenova-Vorstand weiter. Dabei spiele die Nutzung von operativen und Sensordaten eine immer wichtigere Rolle.

 

Das liegt auch daran, dass Wärmenetze zusehends kleinteiliger und komplexer werden. "Die Versorger müssen dadurch viele verschiedene Aktoren stärker miteinander vernetzen", so Hellebrand. Als Beispiele nennt er Wärmepumpenlastgänge, aber auch industrielle Abwärme bringe einige Schwierigkeiten mit sich, weil die Erzeugung eben auf Produktionsprozessen basiert, die Energieunternehmen nicht selbst steuern können.

 

Beispiel Wärmeversorgung SC-Freiburg-Stadion

 

Wie eine intelligente Steuerung aussehen kann, hat die Badenova bei der Wärmeversorgung für das Stadion des Fußballbundesligisten SC Freiburg gezeigt. Das Projekt hat der Versorger gemeinsam mit dem Plattformanbieter Mondas umgesetzt. Die von Mondas entwickelte IoT-Plattform steuert alle Aktoren des Versorgungssystems. "Das kann dann so aussehen, dass wir zum Beispiel das Temperaturniveau der Rasenheizung im Stadion je nach verfügbarer Wärme anpassen oder die Gebäude schon nachts vorheizen", so Hellebrand. Das hat den positiven Effekt, dass die Wärme tagsüber eben nicht mehr aus dem gasbasierten Wärmenetz kommen muss und reduziert somit den Einsatz fossiler Energieträger.

 

Die Badenova war von den Vorteilen der datenbasierten Steuerung jedenfalls gleich so überzeugt, dass sie in das Unternehmen Mondas als Finanzgeber und strategischer Partner eingestiegen ist. Gemeinsam wollen die Partner die Plattform nun weiterentwickeln und mehr Aspekte der Energie- und Wärmewende einbringen. Ziel sei es, zu einer Art Full-Service-Provider für eine optimierte Anlagensteuerung zu werden und anderen Stadtwerken und Versorgern zur Verfügung zu stellen: "Wir wollen die Plattform nicht hüten wie Gollum seinen Schatz", so Hellebrand. Die Nachfrage nach solchen Tools sei jedenfalls da, zumal sich diese Anwendungen hochskalieren lasse, auf Quartiere, Straßenzüge oder eben die komplette Kommune.

 

Mit Kooperationen zum Ziel

 

Für den Vorstand ist Mondas ein gutes Beispiel, wie wichtig Kooperationen für die Umsetzung der Wärmewende sind. Denn für den Versorger war schnell klar, dass er eine solche Datenplattform nicht mal eben selbst aus dem Boden stampfen kann. "Dafür haben wir schlicht das Know-how nicht im Haus und bei null anzufangen, wäre nicht der effizienteste Weg gewesen", erklärte Hellebrand weiter. Anstatt das Rad also neu zu erfinden, hat das Unternehmen im Markt nach Partnern gesucht.

 

Mit dieser Strategie ist die Badenova auch in anderen Bereichen schon gut gefahren, siehe Epilot oder TMZ. Auch für die Zukunft ist der Versorger für solche und ähnliche Kooperationen offen: "Unsere Botschaft ist ganz klar, wenn Ihr für uns interessante Lösungen habt, dann lasst es uns gerne wissen." In der Zusammenarbeit, etwa mit Start-ups, will die Badenova unkompliziert sein: "Wir können dann auch mal eben gemeinsam einen Prototyp entwickeln." /ml

 

Das gesamte Interview mit Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand lesen Sie im Add-on Markt & Industrie.

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