50 Hertz baut PtH-Anlage für Industrie
Schwarzheide/Berlin (energate) - Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz wird erstmals eine netzdienliche Power-to-Heat-Anlage (PtH) für ein Industrieunternehmen errichten und betreiben. Dazu hat er eine entsprechende Vereinbarung mit dem Chemieunternehmen BASF getroffen. Die Anlage am Standort Schwarzheide in Brandenburg soll mit einer Leistung von 25 MW Ende 2026 in Betrieb gehen. Dieser Elektrodenkessel wird somit die bisherige Wärmeversorgung durch ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk ergänzen und dabei helfen, Dampf für die Chemieproduktion zu erzeugen. Dadurch spart das Unternehmen Brennstoffkosten.
Für die Errichtung der PtH-Anlage sowie den Netzanschluss investiert 50 Hertz nach eigenen Angaben maximal 19 Mio. Euro. Dafür kann der Übertragungsnetzbetreiber die Anlage zum Redispatch, also zur Entschärfung von Netzengpässen, einsetzen. Damit spart er seinerseits Kosten, die er für die Abregelung von Windanlagen an die Betreiber auszahlen müsste. Ähnliche Vereinbarungen hatte 50 Hertz in der Vergangenheit schon häufiger geschlossen - allerdings noch nicht in Brandenburg und noch nicht mit einem Industriebetrieb, sondern mit kommunalen Wärmeversorgern, etwa in Hamburg, Rostock, Neubrandenburg, Stralsund und Halle. Diese Anlagen kommen laut 50 Hertz auf eine Gesamtleistung von 175 MW.
Ganzjähriger Bedarf
Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung mit einem Industriebetrieb hat aber Vorteile gegenüber einer Zusammenarbeit mit Wärmeversorgern, betonte der brandenburgische Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung: "Besonders hervorzuheben ist, dass die Anlage aufgrund der benötigten Prozesswärme von BASF nahezu ganzjährig Strom aufnehmen kann - im Unterschied zu kommunalen Wärmenetzen, die nur während der Heizperiode auf Volllast fahren."
Wegen des ganzjährigen Bedarfs werde es am Standort der BASF in Schwarzheide auch keinen Wärmespeicher geben, führte ein Sprecher von 50 Hertz auf Anfrage von energate aus. 50 Hertz ist Übertragungsnetzbetreiber in Ostdeutschland, wo es wegen der hohen Anzahl von Ökostromanlagen bei gleichzeitig - abgesehen von Berlin - meist geringer Bevölkerungsdichte häufig zu Erzeugungsüberschüssen komme. Grundlage für die Zusammenarbeit mit Wärmeversorgern und Industriekunden bietet das EnWG, das Netzbetreibern den Bau von Erzeugungsanlagen zur Entschärfung von Netzengpässen erlaubt.
BASF treibt Dekarbonisierung voran
Für die BASF ist die Kooperation hingegen ein weiterer Schritt in Richtung Dekarbonisierung. "Der Bau der PtH-Anlage und damit die Entscheidung, grünen Dampf einzusetzen, ist ein weiterer Baustein, um den Standort für die Zukunft aufzustellen", unterstrich Jürgen Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung von BASF Schwarzheide, bei der Vertragsunterzeichnung. Damit könne der Konzern die zunehmende Nachfrage seiner Kunden nach Produkten mit grünen Eigenschaften zukünftig flexibler decken.
2023 hatte BASF sein GuD-Kraftwerk am Standort modernisiert und gleichzeitig die Voraussetzungen geschaffen, um erneuerbare Energien zu integrieren. Neben der GuD-Anlage betreibt der Chemiekonzern dort auch einen eigenen Solarpark mit Speicher. BASF versucht auf vielfältige Weise, seine Klimaemissionen zu reduzieren. So baut der Konzern derzeit am Stammsitz Ludwigshafen eine Großwärmepumpe. Schon seit einigen Jahren bezieht das Unternehmen zudem Ökostrom aus Offshore-Windparks über langfristige Lieferverträge, sogenannte PPAs. /sd