Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

Gascade will für Vertrauen ins Wasserstoff-Kernnetz sorgen

Essen (energate) - Gascade will schon im Jahr 2025 den ersten Wasserstoff von Lubmin nach Thüringen transportieren. Für das Pipeline-Projekt "Flow - making hydrogen happen" greift der Fernleitungsnetzbetreiber dazu auf bestehende Kapazitäten der Erdgastransportleitung Opal zurück, die auf den Wasserstofftransport umgestellt werden. "Unser Ehrgeiz ist, sehr zügig mit Flow den Transport von Wasserstoff anzubieten", sagte Gascade-Geschäftsführer Ulrich Benterbusch im Interview mit energate. Die zügige Realisierung sei wichtig, um dem Markt Vertrauen zu geben, dass das geplante Wasserstoff-Kernnetz auch wirklich kommt.

 

Zuletzt gab es daran Zweifel, nicht zuletzt genährt von den Fernleitungsnetzbetreibern selbst. Aus ihrer Sicht sind wichtige Fragen zur Finanzierung und zum Investitionsrisiko der Netzbetreiber nicht geklärt. Von daher appelliert Benterbusch: "Je schneller die Politik den notwendigen Rahmen mitgestaltet, umso eher können die technischen Arbeiten in Angriff genommen werden." Aus Sicht der Fernleitungsnetzbetreiber sei das Kernnetz mit seinen 9.700 Kilometern ein solider Vorschlag und eine gute Grundlage für den Start.

 

Benterbusch hofft, dass der Vorschlag, der jetzt auf dem Tisch liegt, von der Bundesnetzagentur genehmigt wird. An der Dimensionierung des Netzes gab es zuletzt vermehrt Kritik und Forderungen, die Pläne nachzubessern und deutlich kleiner zu starten. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, will dagegen am Zeitplan und der vorgeschlagenen Größe festhalten. Änderungen könnten immer noch im Rahmen der kontinuierlichen Netzentwicklungsplanung erfolgen, plädierte er jüngst beim Wasserstofftag von Westenergie.

 

Was können wir umstellen?

 

Gascade will "das gut entwickelte Erdgastransportnetz" für die Energiewende und den Aufbau des Kernnetzes nutzen. "Wir beschäftigen uns intensiv mit Fragen wie: Was können wir umstellen? Wie ist die Stahlqualität? Welche Investitionen müssen wir tätigen", erläuterte Benterbusch. Ein Vorteil: In der Startphase benötigt der Netzbetreiber für die Wasserstofftransporte keine Verdichter. "Die Leitung ist so groß, dass wir mit dem entsprechenden Druck in der Leitung den Wasserstoff transportieren können. Erst wenn wir später deutlich größere Mengen sehen, werden wir auch über Verdichtung nachdenken müssen", so Benterbusch.

 

Mit dem Wasserstoffproduzenten HH2E hat Gascade bereits einen ersten Einspeisevertrag für den Transport von Wasserstoff abgeschlossen. Hierbei ist eine Beimischung in die Eugal geplant, die parallel zur Opal verläuft. Auch im Projekt Flow gebe es eine Reihe von Produzenten, die als Transportkunden infrage kommen, so Benterbusch. Perspektivisch sieht der Netzbetreiber die größten Potenziale vor der Küste. Das gelte auch für die Ostsee, aber mehr noch für die Nordsee: "Wir sind davon überzeugt, dass die Nordsee für die Offshore-Wasserstoffproduktion ein großes Potenzial besitzt."

 

Potenzial der Nordsee nutzen

 

So verfolgt Gascade mit Aquaductus ein weiteres Großprojekt, das den Bau einer Sammelleitung für Wasserstoff vorsieht, die den Wasserstoff in der Region Wilhelmshaven an Land bringt. Der Vorteil einer solchen Anbindung sei, dass sich so die Umweltbeeinträchtigungen im Küstenbereich begrenzen lassen.

 

Als Zielvision steht ein Verbundnetz in der Nordsee im Raum, das aus verschiedenen europäischen Sammelleitungen der Anrainerstaaten besteht und in das Produzenten und Exporteure ihren Wasserstoff einspeisen können. Bei der Frage, ob es günstiger ist, den Windstrom per Kabel an Land zu bringen oder in Wasserstoff umzuwandeln und die Moleküle abzutransportieren, liege der Kostenvorteil bei zehn zu eins, mit Vorteil beim Molekül, argumentiert der Gascade-Geschäftsführer. Die ersten Abschnitte von Aquaductus könnten bis 2030 fertiggestellt sein.

 

Es gibt keine Blaupause

 

"Die Dinge beim Wasserstoff sind schwierig, weil es keine Blaupause gibt", räumte Benterbusch ein. Deshalb könne es auch sein, dass im laufenden Prozess auch noch nachgeschärft werden muss. Das müsse man der Politik zubilligen. "Noch niemand hat ein Wasserstoffnetz dieser Dimension tatsächlich aufgebaut und zuvor den dafür nötigen Regulierungsrahmen geschaffen." /tc

 

Das vollständige Interview lesen Sie im Add-on Gas & Wärme

Zurück

Privatsphäre-Einstellungen