Zum InhaltZum Cookiehinweis

RSS Feed

Energiewendefonds soll Finanzierungslücke schließen

Brüssel (energate) - Der europäische Verband der Verteilnetzbetreiber Geode bringt eine Fonds-Lösung zur Finanzierung der anstehenden Investitionswelle in die Energieinfrastruktur in die Debatte ein. In einem Positionspapier hält die Interessenvertretung fest, dass immer mehr kommunale Energieversorger bei der Finanzierung von Zukunftsprojekten an Grenzen stoßen. Die Eigenkapitalausstattung reiche schlicht nicht aus, um Investitionen abzusichern. Deshalb soll mit staatlicher Unterstützung ein Energiewendefonds aufgebaut werden, auf den Energieversorger zurückgreifen können, so der Vorschlag. Als Anlaufstelle für diesen Fonds bringt Geode die staatliche KFW-Bank ins Spiel, aber auch private Banken könnten den Fonds organisieren. 

 

Der Fonds soll von institutionellen Investoren Kapital sammeln, das in Form von Genussrechten eigenkapitalersetzend den Versorgern zur Verfügung gestellt wird. Ein solcher Fonds ermögliche auch kleineren Stadtwerken durch die Bündelung der Kapitalnachfrage und eine Standardisierung der Prozesse und Bedingungen einen effizienten Zugang zum Kapitalmarkt, wirbt Geode für das Instrument. Zugleich soll eine staatliche Ausfallbürgschaft zu einer Risikoreduzierung beitragen. 

 

400 Mrd. Euro allein für die Wärmewende

 

Geode verweist zur Erläuterung auf die enorme Investitionswelle, vor der die Branche steht. Nach Schätzungen des Verbandes werden allein für den Aus- und Umbau der Fernwärme im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung im Zeitraum 2030 bis 2045 Investitionen von rund 400 Mrd. Euro nötig. Das Papier nennt einige konkrete Beispiele. So rechnet die 50.000-Einwohner-Stadt Schwerte (Nordrhein-Westfalen) mit Investitionen von gut 200 Mio. Euro. 

 

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz mit mehr als 200.000 Einwohnern wird mit Investitionen von mehr als einer Mrd. Euro gerechnet. Dies liege weit über dem gewöhnlichen Investitionsrahmen der Unternehmen, heißt es in dem Papier. Das notwendige Eigenkapital, um diese Investitionen abzusichern, könnten die Stadtwerke nicht aufbringen. Auch die kommunalen Gesellschafter seien hier keine große Hilfe, gab der Verband zu bedenken. 

 

Modellrechnung für Eigenkapitalkosten

 

Geode liefert in einer Beispielrechnung auch eine Indikation für die Verzinsung, die ein solches Finanzierungsmodell bei zehnjähriger Laufzeit potenziellen Investoren in Aussicht stellen könnte. Bei einer Renditeerwartung von 4 bis 4,5 Prozent über dem Leitzins ließe sich der Risikoaufschlag durch eine staatliche Risikoabsicherung sowie die Standardisierungseffekte auf 3 Prozent begrenzen. Damit ergeben sich Eigenkapitalkosten von ungefähr 7 Prozent. Dies liege deutlich unter den aktuellen Kosten für eigenkapitalersetzendes Mezzanine-Kapital einer Bank von 11 Prozent, aber über der im Rahmen der Anreizregulierung zulässigen 5,41 Prozent Eigenkapitalverzinsung. 

 

Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie und Vorstandsvorsitzender von Geode Deutschland, betonte im Gespräch mit energate, der Verband wolle eine Lösung für das Finanzierungsproblem vorschlagen: "Das Problem der Finanzierung der Energiewende wird mittlerweile breit diskutiert", sagte er. In vielen Gesprächen habe er den Eindruck gewonnen, "auch die Politik und die Verwaltung sind an möglichen Lösungen interessiert", betonte er. 

 

Herausfordernde Eigenkapitalfinanzierung

 

Wichtig sei Geode, mit ihrem Vorschlag die Eigenkapitalfinanzierung zu adressieren. Diese sei besonders herausfordernd. Dabei will der Verband durchaus bewusst das Signal geben, dass die Kosten der Finanzierung höher sein werden als die Eigenkapitalrendite in der Anreizregulierung: "Aber durch die Skalierung und die Standardisierung sowie eine Risikoabsicherung lassen sich die Kosten eben auch begrenzen", unterstrich Teigeler. Wie ein solcher Fonds konkret organisiert werden kann, will Geode mit den zuständigen Ministerien und der Politik weiter diskutieren. 

 

Die Energiewirtschaft weist bereits seit Längerem darauf hin, dass Energie- und Wärmewende mit einem enormen Investitionsbedarf einhergehen, dem die Branche aus eigener Kraft kaum noch gerecht werden kann. Laut einem gemeinsamen Positionspapier der Verbände BDEW und VKU sind für den Umbau des Energiesystems allein bis 2030 rund 600 Mrd. Euro notwendig. In dem Konzeptpapier "Kapital für die Energiewende" hatten die Verbände VKU und BDEW gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft Deloitte Lösungsvorschläge zur Schließung der Finanzlücke unterbreitet. /hl

Zurück

Privatsphäre-Einstellungen